Feature Request vom Chef? 7 Tipps, wie du professionell damit umgehst

Wie gehst du mit Feature-Ideen vom Chef um?

Montagvormittag, Meeting des Produktteams.  

Mein Chef, der Chief Product Officer, schlägt ein neues Feature vor: Die Frau des Vorstandvorsitzenden, also seines Chefs, hätte eine ganz tolle Idee gehabt. Die solle jetzt umgesetzt werden. 

Jeder im Raum dachte sofort: Das ist Quatsch! Kein einziger Kunde würde das wollen. 

Aber wer sagts dem Chef? Und wie nur? 

Hört sich lustig an, dürfte dir als Produktmanager jedoch bekannt vorkommen. Feature Requests und Ideen aus dem Management sind eine der Herausforderungen, mit denen du permanent umgehen musst. 

Einerseits helfen die Ideen oft nicht weiter – wie jede Idee, die auf persönlichen Ansichten und nicht auf dem tiefen Verständnis eurer Kunden beruht. Andererseits tust du deiner Karriere keinen Gefallen, wenn du deinen Chef immer wieder vor den Kopf stößt. 

Was kannst du tun? 

In diesem Artikel lernst du, wie du professionell mit solchen Ideen umgehst. 

1. Höre aktiv zu 

Zeige deinem Chef, dass du ihn und seine Vorschläge ernst nimmst. Höre gut zu und zeige dies durch deinen Gesichtsausdruck und deine Körperhaltung. Täusche Interesse nicht nur vor – schließlich sagen auch Chefs manchmal durchaus sinnvolle Dinge! 

2. Frage nach dem Problem hinter der Idee 

Frage deinen Chef, welches Kundenproblem durch das Feature gelöst werden soll. Löst es kein erkennbares Problem, erübrigt es sich, das Feature weiter zu untersuchen. 

Es könnte sein, dass zwar der Lösungsvorschlag deines Chefs nicht der Beste ist, er aber ein echtes Problem eurer Kunden erkannt hat. 

3. Prüfe, ob eure Buyer oder User Personas das Problem haben 

Fragt euch als Nächstes, ob eine eurer Personas das betreffende Problem hat. Wenn nicht – oder wenn das Problem explizit bei einer Non-Persona auftritt – könnt ihr die Idee direkt begraben. 

Mit Personas, die intern alle gut kennen, kannst du unpassende Feature Requests ganz leicht aussortieren: ohne großen Aufwand, um sie zu prüfen, und ohne die Ideen deines Chefs persönlich abzulehnen – „das machen wir nicht“. 

Hier erkläre ich dir, was Personas genau sind und warum ihr sie unbedingt braucht. 

Auf diesem Weg konnten wir den Vorschlag unseres CPO elegant ad acta legen: Die Frau des Vorstandvorsitzenden ließ sich klar zu einer unserer Non-Personas zuordnen! 

4. Erstelle Hypothesen und validiere sie 

Scheint die Idee zunächst zu einer eurer Personas zu passen, prüfst du, wie relevant die Idee ist und ob sie sich gut verkaufen ließe. 

Dafür musst du Fragen wie diese beantworten: 

  • Welche unserer bekannten Personas haben dieses Problem? 
  • Wie viele der Kunden, die zur Persona gehören, haben dieses Problem? 
  • Wie relevant ist das Problem für die Persona? 
  • Löst dieses Feature wirklich dieses Problem? 
  • Ist Persona bereit, für diese Problemlösung zu bezahlen? Wie viel? 

Um diese Fragen zu beantworten, stellt ihr überprüfbare Hypothesen auf, wie zum Beispiel:

Wir glauben, dass 8 von 10 Befragten dieser Persona sagen, dass das Feature ihr Problem lösen würde. 

Wir glauben, dass 8 von 10 Befragten dieser Persona bereit wären, einen Aufpreis von 50 Euro pro Monat für dieses Feature zu bezahlen. 

In Kundeninterviews stellst du deinen Gesprächspartnern die betreffenden Fragen – das ist eine einfache Form der Validierung.  

Bejahen 80 % oder mehr deine Fragen, hast du die Hypothese validiert und die Idee darf in die nächste Runde. Ansonsten müsst ihr die Idee verwerfen. 

Legt die Validierungskriterien im Team zusammen mit deinem Chef fest, damit er das Ergebnis anschließend akzeptiert. 

Eine ausführliche Anleitung, wie du Hypothesen erstellst und validierst, bekommst du in meinem Tutorial zur Product Discovery

5. Prüfe die Umsetzbarkeit des Features 

Erscheint euch die Idee lohnend, musst du weitere Aspekte prüfen: 

  • Passt die Idee in eure aktuelle Produktstrategie und euer Produktportfolio? 
  • Handelt es sich um ein neues Feature – oder bräuchten wir ein ganz neues Produkt? 
  • Gäbe es Abhängigkeiten von oder negative Synergien mit anderen Produkten? 
  • Habt ihr die Ressourcen und die technologischen Voraussetzungen für die Umsetzung? 
  • Wäre die Umsetzung wirtschaftlich? 

Erst jetzt entscheidet ihr final darüber, ob ihr die Idee umsetzen wollt oder nicht. 

6. Binde alle Stakeholder frühzeitig und permanent ein 

Alle internen Stakeholder inklusive des Managements sollten verstehen, wie du Ideen und Feature Requests validierst. Dass du alle Entscheidungen anhand eures Wissens über eure Kunden triffst.  

Dokumentiere den Standardprozess deiner Product Discovery transparent und verständlich. Kommuniziere regelmäßig mit den Stakeholdern, frage nach Ideen und Feedback, informiere sie über neue Erkenntnisse. 

Dadurch lernen sie, dass es normal ist, viele Ideen zu haben, zu validieren und die meisten davon wieder zu verwerfen. Ein Nein ist dann keine große Sache mehr. 

7. Argumentiere nie mit „ich“ 

Ein kleiner Tipp mit großer Wirkung zum Schluss: Beginne Argumente nie mit dem Wort „ich“ – „ich finde…“, „ich glaube…“. Damit machst du die Sache persönlich. Wenn ihr auf Basis von Meinungen entscheidet, wird die Meinung deines Chefs immer mehr zählen als deine! 

Argumentiere stattdessen mit „unsere Kunden…“, „unsere Ziele…“, „unsere Produktstrategie…“ und nenne Tatsachen, die bekannt sind und auf die ihr euch gemeinsam verständigt habt. Gegen Tatsachen wird kein Chef argumentieren.

Im Falle, dass ihr die Idee ablehnt, behaltet ihr beide euer Gesicht: Schließlich habt ihr so entschieden, wie es das Beste für das Unternehmen ist. 

Finde heraus, zu welchen 9 Feature Requests du Nein sagen musst.

Zum Mitnehmen 

Es ist und bleibt eine unangenehme Situation, wenn der Chef begeistert mit einer neuen Idee ankommt und du abblocken musst. Du brauchst Fingerspitzengefühl – Chefs sind auch nur Menschen. 

Aber ein echtes Problem hast du nur, wenn ihr keinen standardisierten Prozess habt, wie ihr Ideen und Feature Requests anhand von Wissen über eure Kunden beurteilen könnt.

Ein gemeinsames Verständnis davon, wer eure Kunden sind und was sie wollen, ist der erste und wichtigste Schritt auf dem Weg dorthin. Mit gut ausgearbeiteten Personas könnt ihr Ideen innerhalb von Minuten prüfen, und unpassende gleich aussortieren. 

Stellt eure Kunden in den Mittelpunkt von allem, was ihr tut und entscheidet, und du wirst nie wieder eine Idee deines Chefs persönlich ablehnen müssen! 

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