Produkt-Backlog voll – und jetzt? 7 schlimme Folgen, wenn du falsch priorisierst

Folgen falscher Priorisierung im Produktmanagement

Eines der Naturgesetze im Produktmanagement: Das Produkt-Backlog wird niemals leer.

Gerade Produktmanager auf einer neuen Position stehen oft vor der Herausforderung eines übervollen, „historisch gewachsenen“ Backlogs.

Bei vielen Anforderungen weiß niemand mehr so genau, wie und warum sie in den Backlog gekommen sind.

Es ist nun dein Job, zu entscheiden, welche davon zuerst umgesetzt werden sollen, welche erst später und welche gar nicht.

Seit Jahren werden Anforderungen bei euch nach gewohnten Mustern priorisiert:

  • First-in-first-out
  • Wer am lautesten schreit, bekommt Recht
  • Der Ranghöchste entscheidet
  • Nach Aufwand und Machbarkeit

Dass das keine besonders guten Priorisierungsmethoden sind, weißt du. Aber plötzlich anders zu priorisieren, etwas zu verändern: das würde bedeuten, dich in Konflikte zu begeben, dir Widerstand einzuhandeln.

Also nicht lieber versuchen, noch schneller noch mehr Features zu entwickeln, damit alle glücklich sind?

Auf keinen Fall! Das ist der direkte Weg zum Misserfolg deines Produkts – und deiner Karriere.

Mit diesen schlimmen Folgen musst du rechnen, wenn du Anforderungen und Feature Requests falsch oder gar nicht priorisierst

1. Du kannst es niemandem recht machen

Ihr könnt weiterhin neun von zehn Anforderungen nicht oder nicht kurzfristig umsetzen, weil euch die Ressourcen dafür fehlen. Eigentlich eine normale Sache.

Das Problem: Du darfst jeweils die Botschaft überbringen, dass ein Feature nicht umgesetzt wird. Egal, wie du dich entscheidest: Einen machst du glücklich, neun enttäuschst du. Weil du deine Priorisierung nicht nachvollziehbar erklären kannst, wirst stets du persönlich für jede Ablehnung verantwortlich gemacht.

2. Du hältst eure Release-Termine nicht ein

Ohne klare Priorisierung, ohne ein definiertes Ziel für dein Release heißt die Devise: so viele Features wie möglich hineinpacken. Schließlich sind alle Anforderungen Prio 1 und werden ASAP benötigt.

Während der Entwicklungszeit kommen laufend neue, super-wichtige Anforderungen hinzu: „Das können wir doch noch schnell mit einbauen, oder?“

Der Release-Termin verschiebt sich immer weiter nach hinten, du kannst deine Planung vergessen, die einkalkulierten Umsätze bleiben aus. Was denkst du, wem die Schuld für die Verzögerung gegeben wird?

3. Du verbrennst eine Menge Ressourcen

Wenn dein Release aus einem bunten Mix an Features besteht, verschwendest du eine Menge Ressourcen. Statt dass eure Entwickler eine durchgängige User Story bauen können, müssen sie an vielen unzusammenhängenden Funktionen arbeiten. Die Entwicklung wird dadurch sehr ineffizient.

Du musst viele kleinteilige Briefings schreiben. Und selbst die Anforderungen, die nicht umgesetzt werden, kosten dich eine Menge Zeit. Für jede noch so unwichtige Anforderung musst du den Aufwand schätzen und die Machbarkeit prüfen.

4. Die Value Proposition deines Produkts wird unscharf

Ohne klare Priorisierung wächst dein Produkt zu einer willkürlichen Ansammlung von Funktionen heran. Statt pro Release ein großes Problem einer Buyer-/User-Persona zu lösen, ist in jedem deiner Releases für jeden ein bisschen was dabei.

Dabei verwässerst du den Nutzen deines Produkts, die Value Proposition, bis zur Unkenntlichkeit.

5. Die Vermarktung deines Produkts wird teuer und ineffektiv

Ohne klare Value Proposition kannst du keine klaren Botschaften in deiner Kommunikation senden. Deine Releases richten sich nicht an eine spezielle Zielgruppe oder Persona. Also musst du dein Budget breit auf verschiedene Kanäle und Kampagnen streuen – in der Hoffnung, dass sich überall schon irgendjemand angesprochen fühlen wird.

Effiziente, zielgerichtete Vermarktung sieht anders aus.

6. Du verfehlst deine Ziele und die Produktziele

Wohin sich dein Produkt mittel- und langfristig entwickelt bleibt dem Zufall überlassen oder denen, die dir ihre Prioritäten diktieren. Du wirst jedoch persönlich daran gemessen, ob du deine Ziele als Produktmanager und die strategischen Vorgaben des Managements erreichst.

Nimmst du das Steuer nicht in die Hand und setzt Prioritäten, die deine Ziele unterstützen, ist das sehr unwahrscheinlich.

7. Du reibst dich als Produktmanager erfolglos auf

Im Produktmanagement ist es wie in allen anderen Bereichen des Lebens: Ohne klare Prioritäten kommst du nicht von der Stelle. Du gibst viel, setzt dich ein und erzielst doch keine Ergebnisse. Du reibst dich für die Ziele anderer auf.

Falsche Prioritäten zu übernehmen und Anforderungen einfach durchzuwinken mag dir kurzfristig Konflikte ersparen, doch am Ende verlieren alle.

Experten-Tipp: So startest du mit der Priorisierung

Wenn du eine neue Stelle als Produktmanager antrittst oder beschlossen hast, endlich etwas zu verändern, stehst du vor einer großen Herausforderung:

Zum einen fehlen dir die Erfahrungswerte und Daten, um Anforderungen sinnvoll zu priorisieren. Zum anderen fehlt dir der Rückhalt im Unternehmen, um von heute auf morgen radikale Neuerungen einzuführen.

Was kannst du tun?

Ich empfehle, zuerst mit einer pragmatischen Methode zur Priorisierung zu starten:

Wähle pro Release eine Zielpersona aus

Sortiere alle Anforderungen und Feature Requests im Backlog nach Personas, an die sie sich richten. Stimme mit den Stakeholdern ab, für welche Persona das nächste Release speziell sein soll. Suche die Anforderungen für diese Persona im Backlog heraus.

In diesem Artikel erkläre ich dir, wie du Personas erstellst und verwendest. Hat dein Unternehmen noch keine Buyer- oder User-Personas definiert, kannst du vorübergehend mit Zielgruppen oder Marktsegmenten arbeiten, die euer Vertrieb verwendet.

Lasse die Stakeholder abstimmen

Über die Priorisierung der ausgewählten Features lässt du den Kreis der Stakeholder abstimmen. Zum Beispiel kannst du aus jeder Abteilung und dem Management jeweils einen Ansprechpartner einbinden; alle haben jeweils eine, gleichberechtigte Stimme.

Abhängig vom Aufwand und der Umsetzbarkeit planst du die Anforderungen in der Reihenfolge der Priorisierung in das nächste Release ein.

So gibst du dem nächsten Release eine klare Richtung. Gleichzeitig stellst du sicher, dass die wichtigsten, dringenden Anforderungen abgedeckt sind.

Du holst dir Rückendeckung und verschaffst dir erst einmal Zeit. Fange nun an, Marktdaten und Wissen über eure Kunden zu sammeln und nach und nach eine kundenzentrierte Methode der Priorisierung einzuführen.

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