Der Produktmanager: Aufgaben, Anforderungen und Herausforderungen

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Was macht eigentlich ein Produktmanager und welche Anforderungen muss er erfüllen?

Selbst nach mehr als 20 Jahren im Produktmanagement finde ich diese Fragen immer noch spannend. Die Antwort darauf ist nicht einfach und vermutlich niemals abschließend zu behandeln.

In einer Umfrage sagten 35% der befragten Produktmanager, dass sie ihre eigene Rolle im Unternehmen nicht klar verstehen.

Ist das nicht erschreckend?

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Kurz gesagt ist die Aufgabe des Produktmanagers: “Erfolgreiche Produkte entwickeln”.

Diese Aussage beschreibt jedoch nicht im Ansatz das Spektrum der Aufgaben und täglichen Herausforderungen.

Der Job des Produktmanagers ist so vielseitig und er ist in jeder Branche und jedem Unternehmens anders angelegt.

Er hat mit allen Bereichen eines Unternehmens zu tun, wie du auf dieser Grafik sehen kannst:

Genau das macht den Job so interessant!

In diesem Artikel erkläre ich dir, was alles zu den Aufgaben des Produktmanagers gehört und welche Anforderungen an ihn gestellt werden.

Außerdem verrate ich, was die größten Herausforderungen des Jobs sind. Spoiler-Alarm: Es hat mit deinen Soft Skills zu tun!

Übrigens, wenn du eine schöne grafische Übersicht aller Aktivitäten eines Produktmanagers haben möchtest, lade dir die nachtrab.io Product Management Map kostenlos herunter.

Die nachtrab.io Product Management Map

Jetzt lass uns ins Thema einsteigen:

Ich starte mit den Aufgaben, du kannst aber auch gleich zu den Anforderungen springen.

Wo arbeiten Produktmanager?

Jedes Unternehmen, das Produkte entwickelt und verkauft oder damit handelt, beschäftigt Produktmanager: Vom Modelabel bis zum Computer-Unternehmen, von der Bank bis zum Automobilkonzern.

Seit den 1990-er Jahren hat der Beruf des Produktmanagers stark an Bedeutung gewonnen. Es gibt immer noch Unternehmen, die seinen Wert nicht erkennen – diesen prophezeie ich keine besonders erfolgreiche Zukunft.

Da ich einen Hintergrund als Produktmanager für IT-Produkte habe, beziehe ich mich hauptsächlich auf Unternehmen, die technische Produkte herstellen.

Dazu gehören zum Beispiel:

  • IT und Telekommunikation
  • Automobil
  • Maschinen- und Anlagenbau
  • Elektrotechnik

Von den produktspezifischen Kenntnissen einmal abgesehen, kannst du meine Erklärungen aber auf Produktmanager aller Branchen anwenden.

In manchen Unternehmen gehört das Produktmanagement zum Marketing. In E-Commerce- und Software-Unternehmen findet man es (leider) häufig im Bereich Technik und Entwicklung.

Fachabteilungen, beispielsweise der Vertrieb, haben eigene, eher kurzfristige Ziele, während der Produktmanager langfristig denken und seine übergreifende Produktstrategie verfolgen muss.

Idealerweise ist das Produktmanagement daher in einem eigenen Bereich angesiedelt und der Leiter (Head of Product Management) ist direkt der Geschäftsführung unterstellt oder sogar Teil der Geschäftsführung.

Der Aufgabenbereich des Produktmanagers

Als Produktmanager verantwortest du ein Produkt oder ein ganzes Sortiment, von A bis Z, von der Idee bis zum Verkauf des fertigen Produkts.

Ist das realistisch?

Alleine kannst du dich natürlich nicht um alles kümmern.

Deshalb besteht deine Aufgabe hauptsächlich darin, eine Strategie für deine Produkte auszuarbeiten und alle beteiligten Unternehmensbereiche zu koordinieren, damit aus deiner Idee ein Erfolg wird.

Welche Aufgabenbereiche gehören dazu?

  • Markt- und Wettbewerbsanalyse
  • Marketing- und Produktstrategie
  • Entwicklung/Produktion
  • Projektmanagement und Projektplanung
  • Kommunikation und Werbung
  • Vertrieb und Kundenservice
  • Finanzen und Controlling
  • Management

Diese lange Liste an Aufgaben macht deutlich, wie groß der Verantwortungsbereich des Produktmanagers ist.

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Gehen wir ein bisschen ins Detail und schauen uns an, was der Produktmanager konkret macht:

Markt- und Wettbewerbsanalyse

Der Produktmanager muss laufend neue Produktideen und Innovationen entwickeln. Dazu muss er herausfinden, welche bisher ungelösten Probleme und unerfüllten Bedürfnisse seine Zielgruppen haben, um dafür passende Lösungen anzubieten.

Er analysiert laufend den Markt, beobachtet Trends und die Aktivitäten der Wettbewerber.

Dazu muss er keine Marktforschungsstudien mit tausenden Teilnehmern durchführen – das ist Sache des Marketings.

Er spricht direkt mit Kunden und solchen, die noch keine Kunden sind, stellt Fragen und hört gut zu. Er wertet die Reklamationen zu den aktuellen Produkten aus. Produktmanager führen Internetrecherchen durch und nutzen Daten von Analysten.

Der Produktmanager analysiert die verfügbaren Lösungen der Wettbewerber um Bereiche zu finden, in denen Potenzial für weitere Produkte existiert.

Die Kunst bei der Marktanalyse besteht darin, die richtigen Fragen zu stellen und aus den Antworten die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Marketing- und Produktstrategie

Basierend auf den Daten und Erkenntnissen aus der Marktfanalyse entwickelt der Produktmanager neue Produktkonzepte oder Verbesserungen für aktuelle Produkte.

Er analysiert und testet, welche Produkte den größten Erfolg versprechen und wie die Produkte gestaltet sein müssen, um bei der Zielgruppe gut anzukommen.

Bevor er ein Millionen-Budget für ein neues Produkt beantragt, muss er sich schließlich sicher sein, dass das Produkt genügend Käufer findet!

Dabei konzentriert er sich nicht nur auf die Funktionen des Produkts selbst. Er arbeitet Preisstrategien aus, arbeitet am Design mit, legt Kanäle für den Vertrieb fest und überlegt, wie seine Produkte am besten beworben werden können.

Die Vielzahl der Aufgaben kann der Produktmanager nicht alleine übernehmen. Bei ihm laufen die Fäden zusammen und er überwacht, dass alles zur Gesamtstrategie passt.

Ein wichtiger Teil der Strategie ist die Produktvision, die der Produktmanager entwickeln muss.

Er muss praktisch die Frage beantworten: Was ist das größere Ziel oder der höhere Sinn, das oder den wir mit dem Produkt verfolgen?

Diese Vision dient zum einen dazu, seine Kollegen intern von dem Produkt zu überzeugen und alle zur Mitarbeit zu motivieren.

Nach außen hin soll die Produktvision Kunden ansprechen und ein Produkt unverwechselbar machen, um aus der Masse herauszustechen.

Entwicklung/Produktion

Der Produktmanager liefert den Projektentwicklern – zum Beispiel Programmierern oder Ingenieuren – die nötigen Informationen für die Produktion.

Er arbeitet eng mit den Entwicklern zusammen und stellt sicher, dass das Endprodukt die Anforderungen erfüllt und auf die ausgewählte Zielgruppe zugeschnitten ist.

Diese Aufgaben werden häufig separat von einem technischen Produktmanager oder Product Owner übernommen.

Der Product Owner beschreibt die Anforderungen an ein Produkt so, dass sie von der Entwicklung umgesetzt werden können. Er sorgt dafür, dass wichtige Anforderungen Priorität bekommen und die Entwicklungsressourcen effizient eingesetzt werden.

Gemeinsam mit der Entwicklung plant und testet der Produktmanager Prototypen, Vorserien und Nullserien.

Bei Produktionsgütern übernimmt der technische Produktmanager zusätzlich auch die Auswahl und die fachliche Betreuung der Zulieferfirmen.

Im gesamten Produktmanagementprozess nimmt die Entwicklung üblicherweise die meiste Zeit in Anspruch.

Projektmanagement und Projektplanung

Der Produktmanager trägt oftmals die Verantwortung, dass das Produkt termingerecht produziert und verkauft werden kann und das Budget nicht überschritten wird.

Er plant den gesamten Produktmanagement-Prozess, legt fest, wann welches Produkt erscheinen soll und kontrolliert laufend, dass Liefertermine eingehalten werden.

Bei Großprojekten übernehmen Projektmanager oder so genannte Programmmanager diesen Part. (Wenn diese Rollen wie der Produktmanager mit “PM” abgekürzt werden, ist die Verwirrung perfekt.)

Kommunikation und Werbung

Zusammen mit der Marketingabteilung (oder einer externen Werbeagentur) erstellt der Produktmanager Kommunikationsstrategien, um seine Zielgruppen anzusprechen und seine Produkt im Markt richtig zu positionieren.

Er berät bei der Auswahl von Marketingmaßnahmen und -kanälen und überwacht die Einhaltung der Marketingbudgets.

Neue Erkenntnisse aus der Marktanalyse lässt der Produktmanager auch bei der Optimierung der Marketingmaßnahmen einfließen.

Vertrieb und Kundenservice

Der Produktmanager definiert Ziele für den Absatz seiner Produkte und unterstützt den Vertrieb dabei, sie zu erreichen. Er wählt passende Vertriebswege aus und stellt den Verkäufern Informationen zur Verfügung.

Er holt sich regelmäßig Feedback aus dem Vertrieb und dem Kundenservice ein, mit denen er sein Produkt und alle Prozesse optimieren kann.

Finanzen und Controlling

Wie erwähnt ist der Produktmanager für den Produkterfolg und daher auch für das Produktbudget verantwortlich. Deshalb muss er vorab die Kosten und möglichen Erträge seine Produkts kalkulieren.

Während der Entwicklung und wenn das Produkt auf dem Markt ist prüft er regelmäßig die Zahlen. Er misst, ob die Ziele erreicht wurden oder ob Verbesserungen und weitere Maßnahmen notwendig sind.

Die Erkenntnisse aus dem Controlling helfen dem Produktmanager, zukünftige Produkte noch besser zu planen und Maßnahmen zu ergreifen, um negativen Entwicklungen entgegenzusteuern.

Management

So groß der Verantwortungsbereich des Produktmanagers auch ist, am Ende entscheidet oftmals die Bereichs- oder Geschäftsleitung. Neue Produkte und vor allem die Budgets dafür muss sich der Produktmanager vom Management genehmigen lassen.

Dazu erstellt er Businesspläne, in denen er alle Fakten und Daten zu einem Produkt aufbereitet. Er muss seine Pläne vor der Geschäftsführung präsentieren, geschickt verhandeln und um Unterstützung werben, auch um die Unterstützung der anderen Abteilungen.

Dazu muss er die Bedürfnisse, Bedenken, Erwartungen und Ziele alle Beteiligten kennen und bei allem berücksichtigen, was er tut – in der Fachsprache gibt es dafür den Begriff “Stakeholder Management”.

Der Produktmanager muss denken und handeln wie ein Chef, der sein ganzes Unternehmen im Blick hat. Auch wenn er selbst kein Chef ist.

Er muss verstehen, wie eine Geschäftsleitung tickt und wie Entscheidungen im Management getroffen werden.

Die Prioritäten des Produktmanagers

Um mich zu wiederholen: Natürlich wirst du dich nicht gleichermaßen um alle diese Bereiche im Detail kümmern.

Dein Job ist es, eine Strategie zu entwickeln und alle damit verbundenen Aktivitäten zu planen, zu koordinieren und zu überwachen.

Als Produktmanager hast du einige Schwerpunkte in deiner Arbeit, während du dich um andere nur am Rande kümmerst.

Das Product Management Festival hat 1.011 Produktmanager aus 59 Ländern gefragt, was ihre drei wichtigsten Verantwortlichkeiten sind.

Die Ergebnisse siehst du auf dieser Grafik:

Mit Abstand die am meisten genannten Verantwortlichkeiten sind:

  • Produktvision und Strategie
  • Management von Produktanforderungen
  • Roadmapping und Management von Releases

Zum besseren Verständnis:

Management von Produktanforderungen bedeutet, dass der Produktmanager entscheiden muss, wie und in welcher Reihenfolge neue Funktionen für ein Produkt entwickelt werden (und welche gar nicht).

Roadmapping und Management von Releases bedeutet, zu planen und zu steuern, wann neue Produkte oder Updates erscheinen und mit welchem Funktionsumfang.

Die Marktforschung, Budget- und Preiskalkulationen sowie Feedback von Kunden einzuholen werden mit etwas Abstand ebenso als Hauptaufgaben des Produktmanagers genannt.

Das sind also die Prioritäten des Produktmanagers.

Oder eher: Sollten es sein.

Denn leider haben die theoretischen Verantwortlichkeiten wenig mit der Praxis zu tun.

Fragt man dieselben Produktmanager, womit sie ihren Arbeitstag hauptsächlich verbringen, sieht es ganz anders aus.

Statt strategischer Aufgaben fressen andere Dinge einen Großteil der Arbeitszeit auf, wie du auf dieser Grafik siehst:

Tagesgeschäft, dringende Anfragen, Problemlösungen und Meetings, Meetings, Meetings dominieren den Alltag.

Die Produktmanager geben an, dass sie nur 10% ihrer Zeit für die Produktvision und Produktstrategie nutzen.

(Viele Produktmanager zählen zudem das Roadmapping zu den strategischen Aufgaben. So bleibt für die Vision und die Ableitung der Strategie kaum Zeit: nur 5%, das sind gerade mal 2 Stunden pro Woche!)

Das ist genau das Feedback, das ich von Produktmanagern erhalte, mit denen ich arbeite.

Du siehst, der Alltag des Produktmanagers ist weit entfernt von der Idealvorstellung.

Das, zusammen mit dem unheimlich breiten Aufgabenspektrum machen den Job des Produktmanager sehr abwechslungsreich und herausfordernd zugleich.

Kein Wunder, dass an Produktmanager sehr hohe Anforderungen gestellt werden, womit wir schon beim zweiten Teil dieses Artikels angekommen sind.

Anforderungen an den Produktmanager

Wenn du dich für den Job des Produktmanagers interessierst, sind wahrscheinlich deine dringendste Fragen:

Bin ich qualifiziert dafür? Was muss ich können? Werde ich erfolgreich sein?

Die Liste der Anforderungen, die der Produktmanager erfüllen soll, ist nicht weniger lang als die seiner Aufgaben.

Unterteilen wir die Anforderungen zur besseren Übersicht in vier Bereiche:

  • Ausbildung und Erfahrung
  • Produktwissen
  • Fachwissen
  • Soft Skills

Ausbildung und Erfahrung

Es gibt kaum geregelte Ausbildungen für den Produktmanager, vor allem keine mit relevantem Praxisbezug.

Die meisten Produktmanager haben ein technisches oder betriebswirtschaftliches Studium absolviert. Grundsätzlich steht dir dieser Weg aber auch nach einer Ausbildung offen.

Die Ergebnisse der Produktmanagerstudie 2017 zeigen dies:

Die meisten Stellenanzeigen für Produktmanager wie diese hier nennen einige Jahre Berufserfahrung als Mindestvoraussetzung:

Berufserfahrung ist für Produktmanager ein Muss. Die Erfahrung, um dich um ein so großes Aufgabengebiet zu kümmern, hast du als Berufseinsteiger nicht.

Trotzdem gibt es Stellen für Absolventen mit ersten Praxiserfahrungen, wie diese Stellenanzeige zeigt:

Bei einer solchen Position steigst du als Junior-Produktmanager ein. Du trägst dann (wahrscheinlich) nicht selbst die Verantwortung für ein Produkt, sondern arbeitest einem Produktmanager zu und lernst “on the job”.

Produktmanager sind oftmals Quereinsteiger, die nach einigen Jahren in ihrem Beruf ins Produktmanagement wechseln.

Sie waren zum Beispiel in der Produktentwicklung oder im Projektmanagement tätig. Vermehrt finden auch Mitarbeiter aus Vertrieb oder Marketing den Weg ins Produktmanagement.

Je nachdem, aus welchem Bereich Produktmanager stammen, bringen sie ihre Stärken und Schwächen mit.

Ich war für den Bereich Produktmanagement eines Unternehmens mit mehr als 60 Mitarbeitern verantwortlich. Im Vergleich habe ich sehr gute Erfahrungen mit Quereinsteigern und wenig erfahrenen Mitarbeitern gemacht.

Leidenschaft für ein Produkt, eine Aufgabe oder ein Ziel ist viel, viel wichtiger als ein Hochschulabschluss oder langjährige Erfahrung.

Du möchtest ins Produktmanagement wechseln oder als Berufsanfänger dort beginnen?

Mein Tipp für dich:

Suche dir ein Produkt, das dich interessiert und für das du Leidenschaft entwickeln kannst.

Produktmanager sollten sich regelmäßig weiterbilden, um sich auf dem Laufenden zu halten und die vielen Herausforderungen zu meistern.

Falls du schon einige Jahre als Produktmanager arbeitest und dich weiterentwickeln möchtest, schau dir einmal das nachtrab.io Training für Produktmanager an. Du lernst dort, strategisch zu arbeiten und das Mindset eines erfolgreichen Produktmanagers zu entwickeln.

Produkt und Marktwissen

Als Produktmanager brauchst du tiefes Wissen über die Produkte, die dahinter stehende Technik, die Einkaufs- oder Vertriebsprozesse sowie über dein Unternehmen.

Selbst wenn du die Produkte nicht selbst herstellst, musst du wissen, was funktioniert und was nicht, was bestimmte Technologien kosten oder welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen.

Du brauchst kein Technologe zu sein. Du musst aber auf Augenhöhe mit Kollegen und externen Dienstleistern sprechen können, die teils sehr technisch orientiert sind.

Schließlich müssen die Produkte, die du dir ausdenkst, machbar und bezahlbar sein.

Mindestens so wichtig wie Produktkenntnis ist Marktwissen.

Wenn du deine Märkte genau kennst, kannst du deine Produkte besser darauf abstimmen.

Produktexperten hat dein Unternehmen viele, Marktexperten gibt es nur wenige. Deine Aufgabe ist es, das Marktwissen in dein Unternehmen zu tragen, so dass die Produktexperten dafür wirtschaftlich gute Lösungen finden können.

Fachwissen

Genauso brauchst du Fachkenntnisse im Einkauf, Marketing, Vertrieb und Controlling. Du musst gängige Methoden anwenden können. Du musst gemeinsam mit anderen Abteilungen Planungen entwerfen, deren Fragen beantworten und Informationen liefern können.

Als Budgetverantwortlicher musst du ebenso fit im Umgang mit Zahlen und Kalkulationen sein und darfst keine Angst vor umfangreichen Excel-Tabellen haben. Marge darf für dich kein Fremdwort sein.

Natürlich brauchst du auf all diesen Gebieten kein Spezialist zu sein, das würde auch nicht funktionieren. Doch du solltest du Grundlagen kennen und zumindest verstehen, wovon die anderen reden.

Am wichtigsten sind deine Fachkenntnisse in den Kernbereichen des Produktmanagement: Marktanalyse und Produktstrategie.

Du musst wissen, wie du deine Märkte und Zielgruppen analysierst, die Daten auswertest und daraus Produktkonzepte entwickelst.

Du musst mit Tools wie Buyer Persona umgehen, für verschiedene Buyer Persona passende Value Propositions erstellen können und den Lebenszyklus deiner Produkte verstehen. (Um nur mal ein Beispiel zu nennen.)

Wie gut du darin bist entscheidet mit über deinen Erfolg und Mißerfolg deiner Produkte.

Um deine Prozess im Griff zu behalten, musst du im Projektmanagement fit sein und mit entsprechenden Tools oder Software umgehen können. So genannte agile Projektmanagement-Methoden werden dabei immer populärer.

Soft Skills

Zwar nenne ich die Soft Skills erst an vierter Stelle, doch das heißt nicht, dass sie weniger wichtig sind.

Sie sind sogar am wichtigsten!

Denn Fachwissen kannst du dir wesentlich leichter aneignen als Soft Skills, also persönliche und soziale Fähigkeiten.

In der bereits genannte Studie des Product Management Festivals wurden die über tausend Produktmanager gefragt, welche drei Management Soft Skills für sie am wichtigsten seien.

Hier siehst du, welche sie genannt haben:

Gehst du die genannten Skills durch, kannst du vier wesentlich Bereiche ausmachen:

  • Kommunikation und Zusammenarbeit
  • Zeitmanagement und Effizienz
  • Innovatives Denken
  • Führungsfähigkeiten (Leadership)

Warum sind genau diese Fähigkeiten gefragt? Schauen wir sie uns näher an:

Kommunikation und Zusammenarbeit

Erinnerst du dich an die Grafik mit den Aufgaben, mit denen Produktmanager hauptsächlich beschäftigt sind?

Da der Produktmanager mit fast allen Abteilungen zu tun hat, sitzt er in zahlreichen Meetings, muss sich permanent mit anderen absprechen, Konflikte lösen oder die Einhaltung von Terminen kontrollieren.

Kommunikation – egal ob persönlich oder digital – macht einen überwiegenden Teil des Produktmanager-Jobs aus.

Dabei braucht er Fingerspitzengefühl und muss wissen, wie er mit jedem umgehen muss. Er muss Kompromisse finden, da jede Abteilung ihre eigenen Interessen hat und Vorgaben erfüllen muss.

Er muss gut präsentieren und andere von seinen Produkten begeistern können.

Er braucht Durchsetzungsvermögen wenn er zum Beispiel mit anderen Abteilungen um knappe Budgets kämpft.

Der Produktmanager muss Teams immer wieder motivieren können.

Zeitmanagement und Effizienz

Als Produktmanager bekommst du Anfragen und Aufgaben von allen Seiten. Du musst gleichzeitig an verschiedenen Aufgaben arbeiten, erreichbar sein, und sollst trotzdem kreativ arbeiten und Produktideen entwickeln.

Wie du das alles unter einen Hut bekommst?

Nur durch gutes Zeitmanagement und effizientes Arbeiten. Produktmanager müssen ihren Arbeitstag gut planen und den wichtigen Aufgaben Priorität geben.

Ansonsten bleibt zwischen Terminen und Tagesgeschäft keine Zeit mehr für die wichtigen Aufgaben wie Marktanalyse und Strategieentwicklung.

Produktmanager müssen Aufgaben auch an andere delegieren können.

Es ist wichtig, die gewohnten Prozesse und die eigene Arbeitsweise regelmäßig zu überprüfen und zu optimieren, um “Zeitfresser” zu eliminieren und sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren.

Innovatives Denken

Wann ist ein Produktmanager erfolgreich?

Wenn seine Produkte erfolgreich sind. Klingt sehr einfach, ist aber so.

Erfolgreiche Produkte lösen ein echtes Problem einer Zielgruppe auf neue Weise oder zumindest besser als andere Produkte. Solche Produkte bezeichnen wir als innovativ.

Ein Produktmanager muss solche Innovationen “entdecken” können.

Allerdings wird Innovation oft missverstanden.

Innovationen sind selten das Produkt angeborener Kreativität oder Brainstormings in einem Besprechungsraum. Sie entstehen durch intensive Beobachtung und Analyse von Nutzer- und Kundengruppen und von Trends.

Produktmanager müssen raus aus ihrem Büro und mit den Menschen reden, denen sie Produkte verkaufen wollen. Danach müssen sie die Ergebnisse und Daten auswerten und daraus Probleme identifizieren, die sie mit einem neuen Produkt lösen können.

Dieser letzte Schritt ist das, was wir allgemein unter innovativem Denken verstehen und was einen erfolgreichen Produktmanager ausmacht.

„Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt schnellere Pferde.“ – sagte Henry Ford, der Gründer des gleichnamigen Automobilkonzerns.

Das Zitat macht deutlich, wie wichtig es ist, die richtigen Fragen zu stellen und sich nicht mit oberflächlichen Erkenntnissen zufrieden zu geben.

Wie Ford erkannte, war die Fragestellung “was Kunden wollen” falsch. Trotzdem hätte ein guter, innovativ denkender Produktmanager leicht den dahinter liegenden Wunsch erkannt: Schneller von A nach B zu kommen.

Damals war das Auto die Antwort auf das Problem. In der Umgebung von München, wo ich lebe, wäre ich heute auf manchen Strecken mit einem Pferd schneller als mit dem Auto.

Immer neue Probleme warten auf Lösungen und alte Probleme müssen neu gelöst werden.

Innovatives Denken schließt ein, sich nicht mit dem Status Quo zufrieden zu geben oder mit kleinen Verbesserungen.

Ein innovativer Produktmanager sucht permanent nach Problemen und Herausforderungen und stellt aktuelle Lösungen – inklusive seiner eigenen Produkte – immer wieder infrage.

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Führungsfähigkeiten (Leadership)

Diese Fähigkeit wird in der Umfrage unter “Menschenführung” fast beiläufig erwähnt, ist für Produktmanager aber extrem wichtig.

Leadership bedeutet, zu denken, zu reden und zu handeln wie ein Anführer. Man kann sie nicht als “einzelne” Fähigkeit definieren, sie schließt alle Bereiche mit ein.

Zum Beispiel:

  • Zeitmanagement: Ein Anführer kümmert sich nur um die Strategie und delegiert die Ausführung anderen.
  • Kommunikation: Ein Anführer kann seine Leute motivieren.
  • Innovatives Denken: Ein Anführer denkt groß und in die Zukunft.

Leadership ist ein Super-Skill für Produktmanager!

Unternehmen, die das verstanden haben, nennen Ihre Produktmanager sogar bereits Product Lead oder Product Leader. Aus gutem Grund!

Menschen folgen einem (echten) Anführer nicht, weil sie müssen oder sonst Nachteile zu erleiden hätten. Sondern weil sie wollen.

Ein Produktmanager muss andere überzeugen und begeistern können, weil

  • er die beteiligten Teams nicht disziplinarisch führt.
  • die Beteiligten neben seinem Produkt noch andere Aufgaben und Ziele haben.
  • er finale, vor allem teure, Entscheidungen nie alleine treffen kann.
  • alle Beteiligten eigenverantwortlich und mit Elan mitarbeiten müssen.
  • von ihm erwartet wird, die Richtung und eine Produktvision vorzugeben.

Ich verwende gerne zwei Zitate, um den Unterschied zwischen einem Manager und einem Leader zu verdeutlichen:

Management is doing things right; leadership is doing the right things. (Peter Drucker)

Management is efficiency in climbing the ladder of success; leadership determines whether the ladder is leaning against the right wall. (Stephen Covey)

Sofern du keinen Spaß daran hast “Leadership” zu leben und lieber im stillen Büro vor dich hin arbeitest, wirst du als Produktmanager nur bedingt erfolgreich sein.

Und sofern du keine Leidenschaft für dein Produkt aufbringst, wirst du wahrscheinlich auch kein guter Leader.

Gute Leader glauben an das was, was sie tun und warum sie es tun.

Wie sollten sie sonst andere motivieren können?

Zugegeben, es gibt wirklich langweilige Produkte! Zum Glück sind die Geschmäcker verschieden und selbst das langweiligste Produkt löst ein elementares Problem vieler Menschen. (Sonst gäbe es das Produkt wohl kaum noch.)

Die größten Herausforderungen als Produktmanager

Jetzt kennst du Aufgaben eines Produktmanagers und die Anforderungen an ihn.

Wo liegen im Alltag die größten Herausforderungen?

Diese Frage wiederum ist relativ einfach zu beantworten. Wenn ich mich mit Produktmanagern unterhalte, höre ich immer wieder dieselben Klagen.

Die Ergebnisse der Umfrage unter Produktmanagern, bei denen sie ihre größten Herausforderungen nennen sollten, ergeben ein klares Bild:

Was Produktmanagern am meisten zu schaffen macht, sind:

  • Konflikte mit und mangelnde Unterstützung durch andere Abteilungen und das Management
  • Zeitprobleme
  • Die Rolle des Produktmanagers und die damit verbundenen Prozesse sind nicht klar definiert.

Diese Probleme ergeben sich durch die spezielle “Position” des Produktmanagements im Unternehmen, die ich schon angesprochen hatte.

Der Produktmanager sitzt an der Schnittstelle zwischen unzähligen Abteilungen und mischt überall mit. Er darf zwar viel entscheiden, braucht aber immer andere (über die er nicht weisungsbefugt ist), um seine Entscheidungen umzusetzen.

Auf der anderen Seite müssen sich Produktmanager selbst hinterfragen, was sie besser machen können.

Gerade weil sie oft Quereinsteiger sind, wurden viele nicht “richtig” für diesen Job ausgebildet.

Sie kümmern sie sich zu sehr um Details und versuchen, alles selbst zu erledigen. Oder sie entwickeln eigene Ideen für Produkte, ohne den Markt zu berücksichtigen. Oder sie verstehen nicht, wie sie andere von ihren Konzepten überzeugen können.

Anders ausgedrückt: Sie sind keine Leader.

Diese Meinung höre ich regelmäßig von Führungskräften und Geschäftsleitungen, also den Chefs von Produktmanagern.

Sie sagen: Produktmanager…

  • berücksichtigen die verschiedenen Interessen nicht.
  • liefern nicht die Fakten und Zahlen, die wir für Entscheidungen brauchen.
  • kennen das Produkt, aber nicht den Markt.
  • agieren nicht strategisch.
  • übernehmen keine ganzheitliche Verantwortung.
  • halten Termine nicht ein.

Ob du ein erfolgreicher Produktmanager wirst, hängt also weniger von deinem Lebenslauf und deinem Fachwissen ab.

Sondern davon, wie gut du die genannten Herausforderungen meistern kannst. Ob du mit der Zeit die erforderlichen Soft Skills entwickelst und zu einem Product Leader wirst.

In den nachtrab.io Trainings für Produktmanager gehe ich auf diese Herausforderungen ein.

Wenn du mehr erfahren willst, empfehle ich dir diese drei Artikel. Sie erklären, wie du drei elementar wichtige Ziele als Produktmanager erreichen kannst:

7 Kommentare zu „Der Produktmanager: Aufgaben, Anforderungen und Herausforderungen“

  1. Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Produktmanager und seinen Aufgaben. Mein Onkel möchte sich als Produktmanager bei einer Firma bewerben, die Maschinenbauteile herstellen lässt. Gut zu wissen, dass das Aufgabenfeld mehr verlangt, als die bloße Entwicklung von Produkten.

  2. Vielen Dank für diesen Artikel und die Seite an sich. Ich bewerbe mich gerade ein wenig zufällig auf einen entsprechenden Posten. Habe eine kaufmännische Ausbildung und Interesse am Produkt. Wurde direkt zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen und habe nur 2,5 Tage um mich zu bilden. Da kam Dein Beitrag wie gerufen :).

    Ein wirklich herausragender Überblick. Hut ab.

    1. Es freut mich, dass er Dir gefällt! Ich bin dankbar für Euer Feedback oder Input, zu was Ihr gerne weitere Artikel lesen würdet.
      Vg,
      Oli

  3. Super Artikel! Vielen Dank für diese ausführliche Zusammenstellung.
    Ich bin auch Produktmanager und was mir besonders schwer fällt, ist es bei unklar definierten Prozessen richtig mit den einzelnen Schnittstellen zu kommunizieren. Es gibt so viele unterschiedliche Menschentypen, die alle unterschiedliche Ansprache benötigen. Wie geht man insbesondere mit dem Menschentyp um, der immer nur versucht, jede Art von Mehrbelastung zu vermeiden und sehr dominant und teilweise unverschämt auftritt? Ab wann sollte man Konflikte eskalieren?
    Und das Ziel, ein Team zu begeistern steht auch im Widerspruch mit einer klaren Kommunikation. Denn wenn man begeistern will, dann erzählt man eine Story. Die Leute, die einfach nur stur ihre todos abarbeiten wollen und gar keine Begeisterung brauchen, sind dann schnell genervt, weil sie klare Anweisungen haben wollen und keine unnötigen Hintergrundinfos (Story).
    Im Endeffekt wird in der Praxis wohl oft der Produktmanager (kurzfristig) erfolgreich sein, der gute Zahlen liefert (egal ob nachhaltig und durch wirkliche Innovationen oder nicht). Außerdem sollte er möglichst wenig durch Eskalationen mit den Schnittstellen auffallen (Probleme mit den Schnittstellen entstehen aber oft durch innovative Produktideen, Standardprodukte können besser abgearbeitet werden). Ob jemand ein wirklich guter Produktmanager ist, zeigt sich meiner Meinung nach erst nach 4-5 Jahren.

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